Zypern: Erhebliche Verzögerungen bei Baugenehmigungen

Zypern: Erhebliche Verzögerungen bei Baugenehmigungen – Bürokratie bremst Bauprojekte aus

Der Bausektor auf Zypern steht vor einer ernsthaften Herausforderung: Der massive Rückstau bei der Bearbeitung von Bauanträgen bringt die Bauindustrie ins Stocken und sorgt für Verzögerungen bei Bauprojekten im ganzen Land. Die für die Genehmigung von Bauvorhaben zuständigen Organisationen, die sogenannten DLGOs (District Local Government Offices), kämpfen mit einem wachsenden Rückstau an Anträgen, der trotz umfassender Bemühungen zur Beschleunigung des Prozesses bisher nicht in den Griff zu bekommen ist.

Rückstau seit Juli – Ein System mit Startschwierigkeiten

Seit die DLGOs im Juli dieses Jahres die Verantwortung für die Erteilung von Baugenehmigungen übernommen haben, hat sich eine erhebliche Menge an unbearbeiteten Anträgen angehäuft. Das neue Genehmigungsverfahren, das mit dem Ziel eingeführt wurde, den Prozess effizienter zu gestalten, leidet unter erheblichen Startschwierigkeiten. Obwohl die anfänglichen technischen Probleme des Systems „Hippodamus“, das zur Verwaltung der Anträge dient, weitgehend behoben wurden, bleibt die Leistung des neuen Systems bisher hinter den Erwartungen zurück.

Die Zahl der geprüften und ausgestellten Baugenehmigungen liegt weiterhin deutlich unter dem Niveau vor der Einführung des neuen Gesetzes, das die Schaffung der DLGOs regelt. Diese Situation hat zu Unmut unter Bauherren, Architekten und Investoren geführt, da viele Projekte ins Stocken geraten sind und sich die Fertigstellung von Bauvorhaben erheblich verzögert.

Innenministerium reagiert mit verschärfter Kontrolle

In Reaktion auf die anhaltenden Verzögerungen hat das zypriotische Innenministerium seine Kontrolle über die DLGOs verschärft. Hochrangige Regierungsbeamte haben die Büros der DLGOs besucht, um die problematischen Bereiche zu identifizieren und Maßnahmen zu ergreifen, die den Prozess beschleunigen sollen. Innenminister Constantinos Ioannou hat zudem angekündigt, sich mit den Vorsitzenden der DLGOs zu treffen, um die Bedenken hinsichtlich der jüngsten Delegationsverordnung zu besprechen. Dieses Thema soll auch im September im Innenausschuss des zypriotischen Parlaments diskutiert werden.

Es wird erwartet, dass das neue Genehmigungssystem bis zu drei Monate benötigt, um sein volles Potenzial zu entfalten und die Bearbeitung von Anträgen auf das erforderliche Niveau zu bringen. Der Minister betonte, dass das Ministerium die Entwicklungen weiterhin genau überwachen und gegebenenfalls weitere Maßnahmen ergreifen wird, um den Rückstand zu reduzieren.

Zahlen und Fakten – Die aktuelle Lage in den Regionen

Laut den aktuellen Daten wurden seit der Übernahme des Genehmigungsverfahrens durch die DLGOs insgesamt 3.580 Anträge eingereicht. Die Verteilung dieser Anträge nach Regionen zeigt das Ausmaß des Rückstands:

  • Nikosia: 1.284 Anträge wurden eingereicht, davon sind 780 bereits bearbeitet worden.
  • Limassol: 1.055 Anträge wurden eingereicht, aber nur 153 wurden geprüft.
  • Larnaka: 613 Anträge, von denen lediglich 83 bearbeitet wurden.
  • Paphos: 440 Anträge, davon 66 bearbeitet.
  • Freie Bezirke von Famagusta: 188 Anträge, wovon 27 geprüft wurden.

Diese Zahlen verdeutlichen die großen regionalen Unterschiede bei der Bearbeitung von Baugenehmigungen. Während Nikosia mit einem höheren Bearbeitungsgrad zumindest in Teilen vorankommt, hinken andere Regionen wie Limassol und Larnaka deutlich hinterher. Besonders in Limassol, das als wirtschaftliches Zentrum der Insel eine Schlüsselrolle im Bausektor spielt, ist die niedrige Zahl geprüfter Anträge besorgniserregend.

Auswirkungen auf den Bausektor

Die anhaltenden Verzögerungen bei der Bearbeitung von Baugenehmigungen haben weitreichende Konsequenzen für die Bauwirtschaft auf Zypern. Projekte verzögern sich, was nicht nur zusätzliche Kosten für Bauunternehmen verursacht, sondern auch Investoren verunsichert. Die Unsicherheit über den Zeitpunkt der Genehmigung und die Dauer der Projektumsetzung hat bereits einige potenzielle Investoren dazu veranlasst, geplante Vorhaben zu verschieben oder ganz aufzugeben.

Darüber hinaus haben die Verzögerungen auch Auswirkungen auf den Immobilienmarkt, insbesondere in stark nachgefragten Städten wie Limassol und Larnaka. Da weniger Bauprojekte rechtzeitig gestartet werden können, verknappt sich das Angebot an Neubauten, was zu einem weiteren Anstieg der Immobilienpreise führen könnte.

Ausblick – Hoffnung auf Besserung

Trotz der derzeitigen Probleme bleibt das zypriotische Innenministerium optimistisch, dass das neue System in den kommenden Monaten effizienter arbeiten wird. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die geplanten Maßnahmen ausreichen, um den Rückstand zu beseitigen und den Bausektor wieder auf Kurs zu bringen.

Für Bauherren und Investoren bedeutet dies zunächst eine Phase der Geduld und Unsicherheit. Dennoch besteht die Hoffnung, dass mit den fortlaufenden Reformen und der Anpassung des Systems Zyperns Bausektor bald wieder auf solideren Füßen stehen wird und die Genehmigungsverfahren ihre gewünschte Effizienz erreichen.

Die nächsten Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, ob die DLGOs in der Lage sind, ihre Leistung zu steigern und die gestiegenen Erwartungen von Wirtschaft und Regierung zu erfüllen.

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